Montag, 11. Oktober 2010

19.09. // Aller Anfang ist schwer


Was'n abgegriffener Spruch. :D

Endlich angekommen. Die Fähre lief 6.15 Uhr in den Trelleborger Hafen ein. Ich hatte tatsächlich einige Stunden schlafen können.
Trelleborg an nem Sonntag kurz nach 6 ist nun nicht besonders einladend, wie man sich vorstellen kann. Immerhin bekam ich endlich den Kilometerzähler repariert (hatte das Kabel blöderweise durch ne ungeschickte Lenkerbewegung durchtrennt). Den ersten Tag wollte ich nach Streckenbeschreibung fahren, nämlich nach Nr. 79 aus diesem Buch. Die ersten 3 Tage sind immer die härtesten. Man hat sich weder an die Belastung noch an die Arbeit mit der Karte gewöhnt und so wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Hat leider nicht so ganz funktioniert. Das Buch arbeitet weniger mit Karten als vielmehr mit Beschreibungen und ich konnte die richtige Straße aus der Stadt heraus einfach nicht finden. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und ich hab erstmal Frühstück gemacht, Würstchen, Schokolade und Jägermeister, wie sich das gehört. ^^


Von der Wiese aus, auf der ich saß, konnte ich 'meine' Fähre wieder aus dem Hafen auslaufen sehen. Ich war ja noch gar nicht viel gefahren, vielleicht 5km im Kreis geirrt, aber schon in dem Moment hatte ich Angst, dass ich das körperlich alles nicht schaffe. Das Gewicht des Rades hat mich echt fertig gemacht.


Letztendlich kam ich dann aber doch irgendwie raus. Man braucht ne Weile, bis man sich an das Rad gewöhnt und lernt das Gleichgewicht zu halten. Auch die Ausrüstung, die Klamotten, alles war ja neu.
Um 11 war ich in Svedala angekommen. Die haben ne hübsche kleine Kirche, vor der ich einige Zeit saß. Nun ist das zwar nur ein Nest (9500 Einwohner), aber irgendwie wollte mich der Ort nicht loslassen. Ich bin wieder und wieder hilflos im Kreis gefahren, kam 3 mal wieder an dieser Kirche an. Ich bin fast wahnsinnig geworden.

Nun war es ja Sonntag und ich hatte Hunger. Ich finde ja mal völlig göttlich in diesem Land, dass dort zumindest in größeren Orten Geschäfte aufhaben, jedenfalls Supermärkte. Aber wie gesagt, nur in größeren Orten. Ich also weiter gedümpelt und Staffanstorp angepeilt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass man einige Tage braucht, um sich an all das zu gewöhnen. Jedenfalls hatte ich an diesem ersten Tag den Rhythmus von fahren und Pause noch nicht so richtig raus. Kurz vor Staffanstorp ging gar nichts mehr. Es war irrsinniger Wind an dem Tag, flach ist Skåne nun auch nicht gerade, da gehts ordentlich hoch und runter und mit dem Rad ist man auch nicht wirklich windschnittig. Noch dazu hatte ich mir wirklich die blödeste Strecke ausgesucht, bin viel zu lang auf so ner Schnellstraße gefahren, was nicht so schick ist, wenn man auf nem Rad sitzt. Kurz vor der Stadt haben mich alle Kräfte verlassen und ich bin einfach neben der Straße ins Gras gefallen. Ich hatte viel zu lange nichts gegessen und getrunken. Himmel, da hatte ich meinen ersten kleinen Nervenzusammenbruch. Den sehr nette Menschen aus der Heimat per SMS gelindert haben. :) Ich hab also etwas gegessen und saß dort vielleicht ne Stunde. Hach, diese Schweden sind ja so nett! Es hielt tatsächlich irgendwann jemand an und fragte mich ob ich Hilfe bräuchte. Das sollte einem mal in Deutschland passieren.

Ohne Mist: als ich nach langem Suchen endlich diesen Supermarkt fand, bin ich fast vor ihm auf die Knie gefallen. "8 - 21 alla dagar" Halleluja!! Greta hört die Englein singen. Bin in Staffanstorp übrigens durch eine Wohnsiedlung gefahren, in der alle Straßen Namen von Handwerksberufen hatten. Ich habe tatsächlich die Buchbinderstraße gefunden :D


Danach weiter nach Lund. Dahin führte netterweise ein beschilderter Radweg. Dort fing es dann an zu regnen, ich hatte keinen Bock mehr und steuerte den Zeltplatz an. - Letzter Tag: 15.8. Feini. Ansonsten war da in der Nähe nichts weiter. Und nu? Generell gilt ja in Schweden das Allemansrätten, das einem u.a. gestattet unter Beachtung gewisser Regeln überall in der Pampa sein Zeltchen aufschlagen zu können. Nun ist das in Skåne aber so ne Sache. Da is noch nich viel mit Wald, größtenteils ist die Provinz von Ackerland bedeckt (Kornkammer Schwedens - pah, scheiß auf Kornkammer, Greta will pennen!). Über meine Beziehung zu Skåne werde ich später noch näher eingehen... *augenroll* Nun wurde es all die Tage gegen 19 Uhr dunkel, spätestens dann sollte man seinen Schlafplatz gefunden haben, um dann noch ne halbe Stunde zum Lageraufschlagen haben. An diesem ersten Tag war es allerhöchste Eisenbahn. Ich war auf ner Schnellstraße, kein Wald in Sicht, ich war schon wieder kurz vorm Zusammenbruch. Dann in letzter Swkunde ein Geschenk des Himmels: eine leerstehende Scheune (man darf weder in der Sichtweite von Wohnhäusern noch auf Agrarland zelten) und dahinter einer kleine, baumumstandene Wiese. Ein kleiner lebensgefährlicher Schlenker nach links von der Straße runter (mir war dann echt alles egal) und ich konnte mich endlich beruhigen.
Dann zum ersten Mal das Zelt aufstellen. Hab ich mir wirklich gut ausgesucht. Es wiegt nur knapp anderthalb Kilo, hat nur zwei Stangen und ist in 5 Minuten aufgebaut. Hab einfach nur die Taschen ins Innere geschmissen, die Körperpflege auf den nächsten Morgen verschoben und bin sofort eingeschlafen. 125km! Ich war völlig fertig.


Mein Papa hat ja den größten Teil der Tour zu Hause am Rechner verfolgt und sich immer mal auf der Karte angekuckt, wo ich langgefahren bin. Er hat sich dann immer gewundert, dass ich oft doppelt soviel gefahren bin wie die eigentlich Strecke. Nun ja, erst mal gehen die Routenplaner da ja von der idealen Straße aus, ich als Radfahrer muss mir aber kleinere Straßen oder Fahrradwege suchen, die dann oftmals länger sind als Schnellstraßen oder Autobahnen. Und dann verfährt man sich ja auch gerne mal, oder dümpelt etwas durch ne Innenstadt oder sucht nen Supermarkt... Dadurch kommen diese Abweichungen zustande. Die eigentliche Entfernung an dem Tag betrug nur etwa 60km, aber ich bin am Anfang schon ziemlich herumgeirrt. Das besserte sich dann später.


2 Kommentare:

  1. Grml, jetzt war der ganze Kommentar weg, ein 2. Versuch.

    Respekt - 125 km sind für den ersten Weg ja ganz schön happig. Wieviel Rad fährst du denn normalerweise zu Hause? Ich glaub ich wär dem Nervenzusammenbruch nahe gewesen.. aber das Gute am alleine fahren ist ja, dass man sich zusammenreißen muss und irgendwie weitermacht - und das ist ja auch ganz gut so.

    Ich freu mich schon auf die Weiterreise!

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  2. Ich fahre eigentlich jeden Tag Rad. Einige Kilometer auf Arbeit und zurück, in die Stadt etc. Für Straßenbahn oder Bus bin ich meistens zu geizig, ein Auto hab ich nicht. Mache fast alle Wege mit dem Rad. Allerdings niemals irgendwelche Radtouren oder so.

    Ich war auch mehrere Male kurz vorm Heulen, das geb ich jetzt hier mal ganz offen zu. ;) Beim Alleinefahren muss man sich zwar nur sein eigenes Gejammer anhören und nicht das eines Anderen. Aber man hat auch niemanden dabei, der einem mal ein bisschen Mut zuspricht oder einen anspornt. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. :) Es ist eine interessante Erfahrung gewesen, wie viel man dann doch aus eigener Kraft leisten kann, wie viel man erträgt. Und außerdem stand ja nun auch keiner mit der Peitsche hinter mir, es war ja nicht so, dass ich gezwungen war irgendein bestimmtes Pensum zu schaffen.

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